Aktien: billig kaufen, teuer verkaufen

Die Allgäuerin - Finanztipps
Ausgabe: Juli 2019

Das Märchen vom richtigen oder falschen Einstiegszeitpunkt in den Aktienmarkt

Warum man sich überhaupt mit Aktien beschäftigen sollte, ist mittlerweile klar: Sparen mit Zinsen macht nicht reicher, sondern ärmer.

  • Inflation: 2,2 Prozent pro Jahr
  • Zinsen: 0,2 Prozent pro Jahr
  • Verlust: 2 Prozent pro Jahr realer
  • Kaufkraftverlust – Definitiv!

Nach 20 Jahren hat man auf diese Weise 33 Prozent, also ein DRITTEL seines Geldes an Kaufkraft verloren. Auch wenn das unbequem zu hören ist: Verhindern lässt sich dies wirklich nur, wenn man langfristig in Sachwerte wie Aktien investiert. Somit gehören Aktien (Fonds/ETFs) neben Immobilien in jedes Vermögensportfolio. Allerdings sind hierzulande die Ängste sehr groß, zum falschen Zeitpunkt einzusteigen und somit Verluste zu erleiden. Denn vor den Schwankungen an der Börse haben die meisten Menschen Angst. Doch den größten Verlust erleidet derjenige, der NIE einsteigt.

Die Investmentlegende Sir Templeton sagte schon vor 30 Jahren:
"Das Geld, das man an den Börsen verdient, heißt Schmerzensgeld: Erst kommt der Schmerz, dann erst das Geld!"

Die Entwicklung an den Börsen ist keine linear gerade, sondern eine stark schwankende mit immer den gleichen Abläufen: Unmittelbar auf Zeiten starker Abschwünge folgen die stärksten Kursanstiege und umgekehrt. So war es bei den großen Chrashs im Jahre 2000, 2008 aber auch Ende 2018/Anfang 2019 wieder.

Experten werden am häufigsten nach dem »richtigen« Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkt gefragt. Und ganze Heerscharen von Akteuren der Finanzindustrie erwecken den Anschein, als hätten sie darauf eine Antwort. Aber das ist alles vollkommener Unsinn und reine »Unterhaltungsindustrie«. Der Investmentansatz, der die »richtigen« Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkte« vorhersehen will, nennt sich MARKET-TIMING. In Fonds findet man diese auch als ABSOLUTE-RETURN.
Das Problem: »Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen«, wie schon Winston Churchhill so treffend sagte. Da niemand – wirklich niemand – weiß oder vorhersagen kann, wann es nun »teuer« ist und wann »billig« ist, hat es keinen Sinn, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Kein Experte oder Vermögensverwalter kann also langfristig den »richtigen« Zeitpunkt erwischen – bestenfalls als Zufallstreffer. Es gibt dazu sogar eine berühmte Studie, wonach man Affen die Börsenkurse hat tippen lassen – die Affen lagen besser als die Fachleute.

Selbst, wenn Sie kurz vor einem Crash aus dem Markt/der Börse ausgestiegen wären, … wann steigen Sie dann wieder ein? Wann sind die Kurse weit genug »unten«, damit Sie wieder in den Markt gehen? Dann herrscht die Angst, dass es noch weiter fällt, richtig? Tatsache ist, dass von Angst und Emotion getriebene Anleger wenig erfolgreich sind. Von dem Stress mal ganz abgesehen. Das braucht sich niemand anzutun. Ich rate davon ab, Fonds und Vermögensverwaltungen oder Dachfonds als Multi-Asset-Fonds, Absolute-Return-Fonds, Trendfolgermodell oder mit Market-Timing-Ansatz zu kaufen; sie sind alle teuer und bringen langfristig unbefriedigende Ergebnisse.

MARKET-TIMING

Zum Thema Timingstrategie, sprich der »richtige Zeitpunkt«, gibt es eine sehr gute Langzeit-Studie (von Schwab Center for Financial Research): Vier fiktive Anleger erhielten 20 Jahre lang jedes Jahr 2.000 US-Dollar, die sie jeweils investieren mussten. Jeder dieser vier Anleger hat also insgesamt 40.000 US-Dollar angelegt.

  • Anleger 1: Glückspilz (Perfektes Timing)
    Er schaffte es, 20 Jahre lang an der Börse immer zum optimalen, niedrigsten Kauf-Einstiegskurs zu investieren.
  • Anleger 2: Pechvogel (Schlechtes Timing)
    Er kaufte 20 Jahre lang in jedem Jahr zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt – dem Höhepunkt des Aktienmarktes.

  • Anleger 3: Angsthase (keine Aktien, nur Festgeld)
    Er legte sein komplettes Vermögen lieber in festverzinsliche Wertpapiere und Festgelder an.

  • Anleger 4: Schlaumeier (kein Timing) 
    Er investierte sein Geld jedes Jahr zum selben Zeitpunkt, unabhängig davon, wie die Börsenkurse geraden standen.

Das Ergebnis 

macht sprachlos – und heilt Sie hoffentlich von der Illusion, auf den »richtigen« Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkt zu warten.

Fazit

Ein Plan ist wichtiger als »Timing«. Ich setze bei der Kapitalanlage auf vier Verbündete: Markt-Effizienz, Zeit, breite Streuung und geringe Kosten.

Tipp

Wer große Summen im Aktienmarkt investieren möchte, könnte die Summen aufsplitten und sukzessive anlegen.

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