Die Allgäuerin - Finanztipps
Ausgabe: September 2022
Die Mehrheit der Bürger setzt bei der Altersvorsorge auf Private Rentenversicherungen, Betriebs-Renten und Rürup-Renten.
Rentenversicherungen gibt es in zahlreichen Varianten wie z. B. »Klassik«, »Fondsgebunden«, »neue Klassik« oder »Index-Policen«. Renten Versicherungspolicen sind eine sehr langfristige Anlageform. Jahrzehntelange Einzahlungen und anschließend jahrzehntelange Rentenauszahlungen, oder hohe Einmaleinzahlungs- Summen für sofortige oder spätere Verrentung erfordern eine gründliche Auseinandersetzung.Alle Renten-Versicherungspolicen legen das eingezahlte Geld an und zahlen ab dem gewählten Rentenbeginn- Alter eine lebenslange monatliche Rente oder das angesparte Kapital in einer Summe aus. Staatlich geförderte Rentenversicherungen haben eingeschränkte Zugriffsmöglichkeiten.
Grundsätzliche Informationen
Die allermeisten Rentenversicherungen sind ab Rentenbeginn nicht mehr kündbar und man kommt nicht mehr an sein Geld heran. Rürup-Rentenversicherungen sind sogar schon gleich nach Abschluss nicht mehr kündbar – sie können nur beitragsfrei gestellt werden. Nach Ablauf einer extra zu vereinbarenden Rentengarantiezeit wird das im Vertrag befindliche Vermögen nicht an die Hinterbliebenen ausgezahlt, sondern es »erbt« der Versicherer. Ab Rentenbezug erfolgt keine Rendite mehr, egal in welcher Anlagestrategie angespart wurde. Die Renten-Auszahlungen sollten dynamisch steigen, während man bei den Einzahlungen wegen hoher Provisions-Forderungen auf Dynamik verzichten sollte. Diese Provision übersteigt meistens den Erhöhungsbetrag und höhlt so das Ansparvermögen aus. Bei provisionsfreien Netto-Policen ist dies nicht der Fall.
Wichtige Faktoren:
1. Wie wird das Kapital angelegt? – Das entscheidet sich über die Rendite- Chance und die Rentenhöhe.
2. Wie flexibel ist die Vertragsgestaltung? – Möglich sind: Zuzahlungen, Hinterbliebenenschutz, Beitragspausen, Rentenerhöhungen, Auszahlungsmöglichkeiten, u. v. m.
3. Welche Kosten hat der Vertrag? Diese sind entscheidend für die Rentabilität und die Rentenhöhe.
4. Wer hohe Einmalsummen einzahlt, sollte sich vorher überlegen, ob man wirklich eine Versicherungsgesellschaft dazu braucht, sich sein eigenes Geld wieder »zuteilen« zu lassen.
Die größten Fehler
Fehler Nr. 1: Zu defensive Anlageform bei Laufzeiten von über 20 Jahren. Wer jünger als 47 Jahre ist, sollte unbesorgt in offensive oder sogar aggressive Ansparprodukte mit 100 % Aktien, investieren und auf jegliche Garantie verzichten. Erst ab dem 50. Lebensjahr könnte man über etwas moderatere Anlagestrategien nachdenken, aber trotzdem nicht zu defensiv anlegen, weil bei defensiven Anlagestrategien ein Wertzuwachs, selbst nur ein Kaufkrafterhalt nach Kosten, Steuern und Inflation nahezu ausgeschlossen ist.
Fehler Nr. 2: Zu teure Fonds, Dachfonds oder Vermögensverwaltungen innerhalb der Police. Ideal sind günstige, international gestreute Aktien-ETFs, gerne auch Nebenwerte oder Schwellenländer-ETFs. Die lfd. Fonds-Verwaltungskosten sollten idealerweise unter 0,5 % sein. Ich habe in Policen schon Vermögensverwaltungs- Fonds-Konstrukte gesehen, die mehr als 5 % laufende Kosten hatten. Bei solchen Verträgen sind Verluste garantiert!
Fehler Nr. 3: Zu hohe laufende Vertrags-Verwaltungskosten. Die günstigsten kosten unter 2 %, die teuersten über 28 % des Jahresbeitrags. Vor allem Index-Policen oder »neue Klassik«- Produkte haben sehr hohe Verwaltungskosten.
Fehler Nr. 4: Fehlender Durchblick und Transparenz. Zum Beispiel verstehen die wenigsten Menschen ihre Indexoder »neue Klassik«-Policen. Selbst für Finanzexperten wie mich ist es nicht ganz einfach, die komplexen Produkte zu verstehen.
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