Wohin mit dem Geld?

Die Allgäuerin - Finanztipps
Ausgabe: Juli 2021

Vor allem sicherheitsorientierte Anleger haben ab Anlagesummen von mehr als 100.000 Euro aufgrund der Minus-Zinsen jetzt ein großes Problem. Die meisten Banken verlangen inzwischen Verwahr-Entgelte von -0,5% pro Jahr. Zusätzlich frisst die Inflation an der Kaufkraft des Geldes.

Die Erwartungshaltung der meisten Anleger ist eine einfache, bequeme, flexible, aber vor allem kaufkrafterhaltende und langfristig krisensichere Anlagestrategie. Das Angebot ist unendlich groß – ebenso die Versprechen der Produktanbieter, Finanzgurus, Händler und Bankberater, etc. Es gilt uneingeschränkt: Anleger sollten sich sehr gründlich informieren, bevor die Entscheidung für bestimmte Anlageklassen oder Produkte gefällt wird, an die man oft auch jahrzehntelang gebunden ist. Die Gefahr, mit falschen Anlageentscheidungen Geld zu verlieren, ist viel höher als die durch Minuszinsen und Inflation!

Was ist zu tun

1) Benötigte Rendite: Um langfristig Kaufkrafterhalt zu gewährleisten, muss eine Brutto-Rendite von mindestens 3 bis 4 % pro Jahr erzielt werden, da neben der Inflation unbedingt die Kosten beachtet werden müssen. Brutto-Rendite ist vor: Inflation (2 %), Steuern (ca. 30 % auf Ertrag)sowie Produktkosten. Produktkosten sind: Kaufgebühren, Kaufnebenkosten, Abschlussprovisionen, Einstiegskosten, Agio, Ausgabeausschlag, Verwahrkosten, Absicherungskosten, Verwaltungsgebühren, Steuerberatungskosten, Haus- und Mieterverwaltungskosten, usw.

2) Verfügbarkeit: Wenn nebst 4 % Brutto-Rendite-Erwartung das Kapital zudem stets verfügbar, flexibel und frei vererbbar sein soll, kommen als Neuabschlüsse nachstehende Anlageformen nicht in Frage:
• Immobilienfonds (auch innerhalb Vermögensverwaltungen)
• Rentenfonds, Geldmarktfonds, Garantiefonds
• Konservative Vermögensverwaltungen
• Kapitalbildende, sowie die allermeisten fondsgebundenen Rentenund Lebensversicherungen
• Garantie-Zertifikate, Zertifikate-Fonds, Garantie-Produkte
• Immobilien (Rendite ermitteln: Jahreskaltmiete abzüglich 20 %, bezogen auf Erwerbskosten)
• geschlossene Unternehmensbeteiligungen jeglicher Art, Genossenschaftsanteile

3) Sicherheit: Wer außerdem sehr hohe Verluste bis hin zu Totalverlust ausschließen möchte, auch weil es dort häufig zu Betrugsfällen kommt, darf keineswegs in nachstehende Anlageformen investieren:
• Exotische Anlageformen und Kryptowährungen, etc. (das ist Glücksspiel oder es sind »Versprechen auf Gutglauben an die Zukunft«, beides hat mit Kapitalanlage nichts zu tun, auch wenn es als solche angepriesen wird. Lotto oder Roulette sind ja auch keine Geldanlagen.)
• Gold in nichtphysischer Form, Diamanten, seltene Erden, usw.
• Geschlossene Beteiligungen / Unternehmensbeteiligungen jeglicher Art – auch Genossenschaftsanteile,
• Private Equity, Venture-Capital oder vorbörsliche Early-Bird-Produkte, Hedgefonds, Nachrangdarlehen, usw.
• Aktien als Einzeltitel, Einzelaktien neuer Firmen, Nischenbranchen, Trends, »heiße Tipps«
• Anleihen als Einzelwerte, Zertifikate und alle Zahlungsversprechen, die sich auf einen oder sehr wenige Schuldner konzentrieren

4) Empfehlung: Eine ideale Anlagestrategie für Vermögensanlage, -erhalt,-aufbau, aber auch für Entnahmestrategien ist eine individuelle Kombination aus nachstehenden Anlageklassen:
• Aktien (zu Hunderten oder besser zu Tausenden gebündelt) in ETFs und Fonds, sind auf Sicht von 10–15 Jahren eine sichere, flexible, transparente Anlageform. Wer auf die Kosten achtet und darauf, dass alle Themen, Länder, Branchen, Firmengrößen und Sektoren enthalten sind, erzielt – trotz aller kurzfristigen Schwankungen – langfristig Renditen zwischen 6–10 % pro Jahr.

Tipp

Keine Ausgabeaufschläge bezahlen, kostengünstige, physisch replizierende ETFs bevorzugen, investiert bleiben, geduldig sein.
• Anleihen in sehr breit gestreutem Anleihen-Mix in ETFs aus kurzlaufenden Staats- und Unternehmensanleihen der sicheren Länder und Unternehmen der Welt. Mit dieser Methode glättet man das Aktien- Risiko und sichert sich gegen Bankenpleiten ab.
• Gold in physischer Form als Beimischung (5 % – 10 % der Anlagesumme) ist eine sinnvolle Risiko-Absicherung. Edelmetalle (Gold, Silber) haben sehr hohe Wertschwankungen und es kann viele Jahrzehnte dauern, bis sie wieder den ursprünglichen Kaufpreis erreichen. Silber ist ein Industrie-Metall und eignet sichnur zur Spekulation.
• Eine selbstgenutzte, abgezahlte Immobilie ist ein guter Grundstock.

Niemals

• unter Zeitdruck unterschreiben. Es gibt keine »einmalige Gelegenheit « für gute Investitionen.
• geschlossene Beteiligungenzeichnen (unbedingt vorher Steuerberater konsultieren).
• alles auf eine Karte setzen! Kardinalsfehler: alles in Immobilien, alles in Gold, alles in Aktien, alles in Anleihen, alles ins eigene Unternehmen, usw.

Fragen Sie die Expertin

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Ihre Fragen werden von Manuela Klüber-Wiedemann anonym behandelt, jedoch schriftlich beantwortet. Des weiteren können Sie sich über die VHS-Kurse in Memmingen informieren.

Informationsquellen:
www.finanztip.de
www.verbraucherzentrale.de
www.hartmutwalz.de Finanzblog
www.justetf.com

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