Vorsicht FALLE

Linauer Bürgerzeitung - Expertentipp
Ausgabe: Mai 2018

Im Haifischbecken der Finanzindustrie tummeln sich unzählige Akteure, die nur eines im Sinn haben: Sie wollen an das Geld der Bürger. Ein ziemlich geläufiger – aber in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannter Trick hierbei ist der »Propheten- oder Guru-Trick«.

Beispiel: Ein Vermögensverwalter oder Anbieter einer Kapitalanlage oder Beteiligung möchte sein Produkt an Menschen mit Vermögen von z.B. über 250.000 Euro verkaufen. Damit der Fisch auch anbeißt, braucht man einen Köder: das Opfer muss von der Kompetenz und überragenden Leistungsfähigkeit sowie Exklusivität des Produkts/Vermögensverwaltung/Fonds etc. überzeugt werden.

  • Erster Schritt: Über aggressive Werbung im Internet (es ploppen ständig die Werbeanzeigen auf) und Adresshändler werden im großen Stil E-Mail-Adressen von Interessenten gesammelt. 200.000 E-Mail-Adressen bekommt man für relativ kleine Beträge.

  • Zweiter Schritt: An diese 200.000 E-Mail-Adressen werden nun Mailings mit Börsen-Vorhersagen verschickt. Die Adressen werden in 2 Gruppen geteilt: 100.000 Empfänger erhalten die Prognose: »Der DAX steigt nächste Woche« und an die anderen 100.000 Empfänger schreibt man »Der DAX fällt nächste Woche«.

  • Dritter Schritt: Nach 2 Wochen weiß man, wie die Börsen gelaufen sind – 100.000 Mail-Adressen mit der »richtigen« Prognose werden nun erneut in 2 Gruppen unterteilt - Und wieder: 50.000 Empfänger bekommen die Botschaft: »DAX steigt« und die anderen 50.000 »DAX fällt«. Immer die Mail-Adressen der »falschen« Prognose fallen weg und mit den »richtigen« wird weitergemacht. Sie ahnen es schon: das ganze Spiel wird noch 4 mal wiederholt, bis noch 1.562 Adressen übrig bleiben.

  • Vierter Schritt: Die verbleibenden 1.562 E-Mail-Empfänger erhalten dann Werbe-Mailings, in denen es darum geht, dass der »Experte« bereits 6 mal in Folge den DAX richtig »vorhergesagt« hat. Es wird damit geworben, dass bereits sämtliche Finanzkrisen in der Vergangenheit richtig eingeschätzt wurden und wie sensationell gut dieses Angebot im Gegensatz zu anderen ist. Dann gibt es häufig noch einen zeitlich begrenzten Anreiz wie z.B. Rabatt oder Verzicht auf Ausgabeaufschläge oder einen Wechselbonus für Depot-Übertragungen etc. und …

  • Fünfter Schritt: Erfahrungsgemäß fordern nach diesen Mailings dann Anleger konkrete Angebote an (sie sind »heiß«) und erhalten Besuch von einem Repräsentanten oder Finanzexperten/Berater etc. (Titel oder Berufsbezeichnung sollen Seriösität und Exklusivität suggerieren). Meist realisieren die Anleger erst nach Jahren, dass sie vollkommen überteuerte und unnütze Vermögensverwaltungen/Produkte/Fonds/Beteiligungen etc. gekauft haben und sind frustriert – ohne zu ahnen, dass sie den Machenschaften der Finanzindustrie aufgesessen sind. Reich werden bei diesem Spiel leider niemals die Anleger…

Schwarze Schafe

Traumhafte und scheinbar mühelose Renditen haben schon viele versprochen. Nachstehend ein kleiner Auszug in jüngerer Zeit der schwarzen Schafe der Finanzindustrie:

  • S+K Vermögensverwaltung
  • P+R Container
  • V+ Fonds
  • Privatbank Wölbern – Vermögensverwaltung
  • Infinus
  • Prokon
  • Phoenix Kapitaldienst
  • US-Risiko-Lebensversicherungen
  • Schrottimmobilien
  • Diamantenhändler Nirav Modi
  • Falschgold oder nicht physisch hinterlegte Goldsparpläne
  • Dima24
  • FlowTex
  • Bernard Madoff
  • Zertifikate (Lehmann)
  • Usw. usw.

Nicht genannt sind die unzähligen »normalen« Vermögensverwaltungen und Fonds, die zwar nicht straffällig geworden sind, aber mehr kosten als sie bringen und somit den Anlegern dauerhafte Verluste bescheren. Der volkswirtschaftliche Gesamtschaden wird allein in Deutschland auf mindestens 50 Milliarden pro Jahr geschätzt. Geld, das den Anlegern verloren geht, die Geld anlegen wollen.

Tipp

Wer vor einer großen Anlageentscheidung steht, sollte sich mindestens 3 verschiedene Meinungen/Angebote dazu einholen. Am besten von Verbraucherschützern oder freien, unabhängigen Sachverständigen für Kapitalanlagen.

Faustregel im Finanzbereich: »Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es auch nicht wahr!«

Infos findet man im Internet, z.B. bei

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