Die Allgäuerin - Finanztipps
Ausgabe: März 2020
Zahlreiche Zuschriften erreichten mich bezugnehmend auf den letzten Artikel »Krisenstimmung die Angst geht um« in der Die Allgäuerin. Es ist an der Zeit, echte Aufklärung zu betreiben, kritisch die Kritiker zu hinterfragen und Schluss zu machen mit Verunsicherung und Angst in Sachen Geld!
Bücher mit Crashwarnungen finden reißenden Absatz und die Autoren und Crash-Propheten füllen seit November 2019 ganze Stadthallen, um den »größten Crash aller Zeiten« oder den »Weltsystemcrash« und totalen Zusammenbruch unserer Geld- und Wirtschaftssysteme in naher Zukunft anzukündigen. Ein geniales Marketing- und Geld-Einsammelsystem für die Untergangspropheten, die unter dem Deckmäntelchen »Geldrettter« einerseits ihre Bücher meisterhaft vermarkten und andererseits eine große Bühne haben, um Ihre eigenen Investment-Fonds, Berater-Firmen, Anlage-Produkte, Unternehmen zu bewerben, die vor der Verarmung »schützen« sollen.
Ein Beutezug der besonderen Art, denn ihre Fonds werben nicht mit Rentabilität und entziehen sich somit jeglichem Vergleich und Erwartungshaltung, während die Initiatoren (bei Fonds-Verwaltungskosten von mindestens 1,6 % p.a.) sich niemals vor Verarmung zu fürchten brauchen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Die einen empfehlen neben Aktien und Gold auch Bit-Coins, Whisky und das Horten großer Bargeldbestände, während gleichzeitig aber eine Hyperinflation erwartet wird, wo genau diese Bargeldbestände vernichtet wären. Die anderen empfehlen das Gegenteil, sehen nur Heil in Silber, Wald (was ist mit der Arbeit, die sowas macht?) Grundstücken und Aktien nur bestimmter Themen.
Was davon zu halten ist, zeigt ein Rückblick: vor 10 Jahren, als damals die selben Akteure mit denselben Storys vor dem Ende der Marktwirtschaft und der Abschaffung Deutschlands gewarnt haben. Wer damals deren Empfehlung folgte, hat z.B. teures Silber und Krisenfonds gekauft, die aufgrund der hohen Staatsverschuldungen Südeuropas nach der Finanzmarktkrise und der darauffolgenden großen Rezession der Weltwirtschaft unter anderem auf den Zerfall des Euro gesetzt hatten. Nichts davon ist auch nur ansatzweise eingetreten und somit haben deren Anleger den rasanten Aufschwung des letzten Jahrzehnts verpasst und herbe Verluste hinnehmen müssen.
Die neue Weltordnung
Ich bin optimistisch. Gerne zitiere ich Professor Dr. Thomas Straubhaar*
'"Zweifelsfrei steht die Menschheit vor großen Umbrüchen. Zu Klimawandel, Flüchtlingswellen und Überschuldung kommen Überalterung, Digitalisierung, künstliche Intelligenz und ein rascher Strukturwandel, was für Veränderungen und Verwerfungen sorgen könnte. Doch bieten sich genau dadurch trotz aller Risiken beträchtliche Chancen für die Zukunft. Dafür sprechen die ungebrochen gültig bleibenden globalen Basistrends, die klar aufzeigen, dass weltweit mehr Menschen als jemals zuvor mehr Produkte, Dienstleistungen und kluge Problemlösungen für Gesundheit, Bildung, Wohnen in grünen Großstädten, smarte Mobilität, CO2-neutrale und plastikfreie Verhaltensweisen nachfragen werden. Wachsende Weltbevölkerung, Aufholprozesse in den aufstrebenden Volkswirtschaften, ökologische Transformation zur Abbremsung und Verhinderung des Klimawandels sowie das Optimierungspotenzial der Digitalisierung sind der Humus, auf dem in den 2020er-Jahren – nach, aber eher auch ohne vorherigen Crash – ein Wirtschaftsboom erst sprießen und danach gedeihen kann – wohl nicht ohne Auf und Ab, aber doch kräftig genug, um dem heutzutage grassierenden Pessimismus den Nährboden zu entziehen."
*(Uni Hamburg für Volkswirtschaft und internationale Wirtschaftsbeziehungen)