Lindauer Bürgerzeitung - Expertentipp
Ausgabe: Mai 2023
Mit unsinnigen Altersvorsorge-Produkten sparen sich die meisten Menschen in Deutschland regelrecht „arm“. Üblicherweise wird über 20 bis 30 Jahre monatlich in Versicherungs-Policen eingezahlt – mit dem Ziel, die Rentenlücke schließen zu können. Dies geschieht mit Fonds-Policen, Index-Policen, Garantie-Index-Policen, Zertifikats-Produkten oder auch mit klassischen Lebens- oder Rentenversicherungs-Policen. Bei Fälligkeit der Verträge merken die Sparer/-innen dann, dass das angesparte Kapital bei weitem nicht ausreicht, um einen vernünftig ausfinanzierten Ruhestand zu haben – obwohl genau das bei der Beratung „damals“ versprochen und hochgerechnet wurde.
Die Gründe dafür sind:
1. provisionsgetriebene Beratung – Verkauf über Strukturvertriebe (MLP, Telis-Finanz, DVAG, Ergo Pro, Bonnfinanz, OVB usw.), Banken oder Versicherungs-Agenturen, Kundenwohl steht nicht im Focus
2. Sehr hohe Kosten: Die laufenden Verwaltungskosten bezogen auf die Jahres-Sparsumme betragen bis zu 20 Prozent! Dazu noch Abschlusskosten, Fondskosten, Transaktionskosten usw. - oft überteuerte Fonds-Konstrukte oder unverständliche Index-Modelle, Zertifikate etc. 3. Eine dynamische Erhöhung in den Verträgen löst jedes Mal eine neue Abschlussprovision aus und höhlt so den Vertrag aus.
4. Zu konservative Anlagen: Chancenreiche Aktien-ETFs werden zugunsten von Garantie- und Zins-Versprechen nicht ausreichend genutzt. Häufig verpackt die Versicherungs- und Finanz-Industrie die Sehnsucht der Sparer/-innen nach Sicherheit in Garantie-Hybrid- oder Garantie-Index-Produkte.
Wenn die Bevölkerung richtig aufgeklärt wäre, würde niemand mehr in solche Produkte einzahlen. Denn alle wüssten: Auf Sicht von 25 bis 30 Jahren hat ein breit gestreutes Aktien-Paket (mehrere tausend Aktien innerhalb günstiger ETFs und Fonds) kein Risiko, sondern nur Chancen. Die Schwankungen müssen ausgehalten werden, man braucht Geduld und Disziplin. Man braucht auch keine Versicherungsgesellschaft, die einem das
eigene Geld wieder zuteilt. Selbst wenn zum Ablauftermin die Aktien-Kurse gerade schlecht stehen, wäre das demjenigen egal, der das Kapital nicht in einer Summe zum Stichtag X ausgezahlt braucht, sondern einfach mit regelmäßigen Entnahmen die Rente aufbessern will.
So hätte zum Beispiel eine 40-jährige Frau, die 25 Jahre lang monatlich 400 Euro anspart, mit der richtigen Strategie/Produktauswahl
ein Kapital zwischen 360.000 bis 400.000 Euro zur Verfügung (internationale Aktien-ETFs, Durchschnittsentwicklung nach Kosten und Steuern 7,94 % p.a.). Bei falscher Produktauswahl hätte sie nur zwischen 120.000 bis 160.000 Euro zum Rentenbeginn.